Warum bringen Kaminfeger Glück?
Früher hatten die Leute ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Kaminfeger. Einerseits bringt er ja faktisch Glück: Er reinigt den Kamin und sorgt dadurch dafür, dass den Hausbewohnern keine Rußbrände, Gasvergiftungen oder Hausbrände drohen. Aber er war halt auch noch so schwarz. Und das muss auf viele Leute auch furchteinflößend gewirkt haben. Früher glaubten die Leute noch an den Teufel, und da konnte ja schon der Verdacht aufkommen, dieser schwarze Mann könnte mit dem Satan im Bund stecken.
Zumal der Schornstein auch so ein geheimnisvoller Ort war. Wenn wir daran denken, dass man noch heute kleinen Kindern erzählt, dass der Nikolaus durch den Schornstein kommt, oder dass in irgendwelchen Gruselgeschichten die Gespenster durch die Kamine ein- und ausgehen oder dort hausen – das sind zwar aus heutiger Sicht harmlose Geschichten, die aber darauf zurückgehen, dass der Kamin in früheren Zeiten ein dunkler Ort war und von daher dafür prädestiniert, dass man da irgendetwas hineingeheimnissen konnte.

Aus all diesen Gründen war der Kaminfeger immer eine Respektsperson. Jetzt wäre es aber das Blödste gewesen, wenn die Leute so viel Angst vor diesem Schwarzen Mann gehabt hätten, dass sie ihn gar nicht mehr in ihre Wohnungen gelassen hätte. Dann hätten am Ende nur Häuser gebrannt und Menschen wären in ihren Feuerabgasen erstickt, insofern hatte dieses Gerücht, Kaminfeger bringen Glück, schon Vorteile. Und so haben sich die Leute erzählt, dass der Kaminfeger Glück bringt, weil er in diesen Kamin, diesen dunklen Ort vordringt und ihn von potentiell bösen Geistern reinigt. Und weil er– wenn er wirklich mit dem Teufel in Kontakt steht – mit dessen Hilfe sogar andere Geister bannen könnte.

Ob jemand dieses Gerücht absichtlich in die Welt gesetzt hat, um die Leute zu beruhigen und um – heute würde man sagen: die Akzeptanz gegenüber dem Kaminfeger zu steigern – das ist nicht überliefert. Genauso gut ist möglich, dass das irgendwann einfach mal aufkam und sich dann verselbständigt hat.

Der Kaminfeger ist ja auch eine „Neujahrs-Figur“ – er taucht zum Jahreswechsel als Dekoration in Bäckereien, auf Kuchen, ähnlich wie berühmten vierblättrigen Kleeblätter – das kommt dann auch einfach nur von seiner Bedeutung als Glücksbringer?
Ja, vielleicht noch mit dem kleinen Zusatz, dass früher der Schornsteinfeger traditionell an Neujahr herum ging und seine Jahresrechnung vorlegte – und bei der Gelegenheit natürlich gleich einer der ersten Personen war, die einem im Neuen Jahr begegneten. Insofern war es schon von daher ganz gut zu glauben, dass er Glück bringt, denn hätte er als Unheilsbote gegolten wäre er als Neujahrsbesucher sicher nicht so willkommen gewesen.

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